Bericht vom 4. Frankfurter City Halbmarathon (05. März 2006)


Eigentlich hatte ich den HM gar nicht eingeplant, wollte mich ganz spontan entscheiden, irgendwie bin ich dieses Projekt von vorneherein eher "halbherzig" angegangen.

Als dann heute (Sonntag!) früh um 06:30h der Wecker klingelte, wollte ich erst überhaupt nicht aufstehen, da in meinem Zimmer eine Eiseskälte herrschte (ich schlafe nämlich grundsätzlich mit offenem Fenster - 365 Tage im Jahr), meine Zähne weh taten, ich keine Lust hatte und ach und überhaupt.

Aber dann packte mich der Ehrgeiz. Ich biss auf die Zähne und mit etwas Disziplin schaffte ich es dann doch noch aufzustehen und mich bereit zu

Unterwegs in den U-Bahnen bereits viele Läufer auf dem Weg zum Nordwestzentrum im Frankfurter Nordwesten bei FFM-Heddernheim.

Die Bedingungen waren recht unwirtlich. Überall lag noch sehr hoch Schnee - vorgestern gab es hier die heftigsten Schneefälle im Rhein-Main-Gebiet seit 15 Jahren !!!!!. Gestern und heute zwar kein Schneefall, aber überall noch alles tief-weiss. Ausserdem war's bitter kalt. Minusgrade. Nebel. Alles grau in grau. Oh je - Motivation im Keller. Einfach nur "halbherzig" mitlaufen und gut ist. Basta.

Wegen der Wetterbedingungen hatte ich mich sehr dick eingepackt: Laufshirt plus langärmliges Shirt plus Winterlaufjacke plus Handschuhe plus Schal plus Mütze. Nachher würde sich herausstellen, dass ich damit viiiiel zu dick eingepackt war. Aber mei.

Start hinter dem Nordwestzentrum und schon ging's los auf die Ausfallstrasse in Richtung Bad Homburg/Oberursel. Eiskalt, neblig, alles grau in grau. Achso, sagte ich das bereits? Aber ich war etwas arg schnell gestartet und hatte mich von den schnellen Läufern um mich herum etwas mitreissen lassen (normalerweise tappe ich nicht in diese tückische Falle, aber ich fühlte mich fit und lief eben recht schnell los). Als es nach knapp 3 Km südlich in Richtung Innenstadt ging bremste ich mein Tempo folgerichtig erstmal ein bisschen ab - hatte mir somit aber schon mal ein sehr hübsches Zeitpolster geschaffen. Achja: mein Ziel -> einfach "nur" unter zwei Stunden bleiben. Eine Bestzeit ist heute bei dem Wetter und bei dem Profil (=hügelig) ohnehin nicht realistisch.

Wir liefen direkt am Ginnheimer Spargel (=Europaturm) vorbei, von dem man lediglich den grauen Betonturm, nicht aber die Plattform oben sehen konnte, so neblig war's. Aber wenige Meter weiter südlich war ein kleines azurblaues Fleckchen im Himmel zu sehen. Na, das mag ja heiter werden! Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: die Wolken verflogen jetzt ziemlich schnell und ehe wir die Innenstadt erreicht haben strahlte uns ein - nahezu wolkenloser - tief azurblauer Himmel an. Wie schön!

Die Beine wurden sehr schwer. Ach was! Nicht "wurden", sondern waren es eigentlich schon von Anfang an. ... aber ich war weiterhin sehr sehr schnell ohne grosse Erschöpfungszeichen. Wenn ich diese Zeit halten könnte, dann würde ich nicht nur deutlich unter 2h bleiben können, sondern vielleicht sogar einen neuen Rekord aufstellen können? Tja, im vergangenen Jahr war ich leider mit dem Halbmarathon so ein bisschen "auf Kriegsfuss" gestanden: nur bei einem von vier Halbmarathons konnte ich letztes Jahr unter 2h bleiben. Der absolute Tiefpunkt war München mit einer 2:15h - allerdings bei ca. 28 Grad Celsius. Meine Bestzeit datiert vom 22. August 2004 (1:54:19 beim Berliner Strassenlauf/Generalprobe), also mehr als anderthalb Jahre her.

Auf dem Weg durch die Frankfurter Innenstadt (Eschenheimer Turm, Hauptwache, EZB, Mainufer, Eiserner Steg, Konstablerwache, Eschenheimer Turm) lief ich also etwas schneller, weil mir eine neue Bestzeit plötzlich sehr realistisch erschien !! Da ich aber wusste, dass es die letzten drei/vier Kilometer nach Heddernheim hoch wieder ein sehr lang gezogener Anstieg kam, musste ich also jetzt hier unten in der Innenstadt ein deutliches Zeitpolster herauslaufen, wenn ich nachher beim Hochlaufen Zeit verlieren werde. Das gab mir wieder einen gewissen Motivationsschub und es ging schneller und schneller. Dann kamen am Bremerplatz die ersten Anstiege und da lief ich - fast wie ein Uhrwerk - in derselben Geschwindigkeit weiter ohne auch nur ein bisschen reduzieren zu müssen. Das faszinierte mich, dass das soooo derart problemlos ging und so nahm ich jetzt jeden Anstieg in Richtung Ginnheim/Heddernheim mit dem Ehrgeiz nicht langsamer zu werden.

Und dann kam der Kilometer 18! Hier rechnete ich und rechnete und rechnete und stellte fest, wenn ich jetzt nochmal deutlich schneller werde, dann würde nicht nur mein bisheriger Rekord fallen, sondern ich würde sogar unter 1:50h bleiben! Meine Beine wurden zwar immer schwerer aber durch diese mentale Motivation lief ich jetzt sogar - trotz Anstiegs - noch einen Tick schneller ...

... und nach 1:48:56 überglücklich ins Ziel !!!

Fazit: das ist nicht nur neue Bestzeit, das ist nicht nur unter 1:50h, das ist einfach Wahnsinn !!

Vielleicht sollte ich ja öfters mal nur "halbherzig" und unambitioniert in solche Wettkämpfe gehen !?!?! - vielleicht läuft man dann weniger verkrampft und verbissen, was sich wiederum produktiv auswirkt ... (?) ...

Nachdem ich in den letzten zehn Tagen ein ziemliches Motivationsloch hatte, war das der grosse Motivationsschub - gerade auch im Hinblick auf Paris - genau im richtigen Moment! Ich bin überglücklich !!!

zurück:
Meine Wettkämpfe

[Home]
© März 2006 erstellt von Martin J. Zimmermann.
Letzte Änderung dieser Seite: 12. März 2006.